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Osmia 222 M



Auf dem Trödelmarkt am Fehrbelliner Platz finde ich diesen Füller. Um den Preis – 20€ – zu rechtfertigen, verweist der Verkäufer auf die 14k Goldfeder. Meine Frage, ob der Füller denn auch funktioniere, bejaht er, allerdings nicht recht überzeugend (ich hab gelernt, dass funktionierende historische Kolbenfüller eher dreistellige Preise haben). Mittlerweile dämmert mir, dass der Goldanteil einer Schreibfeder nicht wertsteigernder Angeberschnickschnack ist (wie ich zugegebenerweise lange vermutete) sondern die Weichheit und Flexibilität der Feder erhöht. Der Verkäufer hat ein Tintenfass, so dass ich eintauchen und testen kann. Ich kaufe den Füller allein wegen dieser Feder.

An einem Tisch des nahen Parkcafes baue ich ihn sofort auseinander – da, wo ich eine Kolbenmechanik vermutetet sitzt, unter einem Druckknopf eine merkwürdiger Federstahl. Ich nehme das Zeug raus, reinige Feed und Feder und fülle den Korpus von der Rückseite mit Hilfe einer Spritze mit Tinte. Ich zeichne den Füller und die entnommenen Innereien – ein paar schwarze Fetzen hat allerdings schon der Wind verweht. Ich schreibe ‘Kolbenmechanik’, zu Hause finde ich dann heraus, das es eine Druckknopfmechanik war. Die Feder drückte einen Gummischlauch (das waren wohl die schwarzen Fetzen) zusammen, der Schlauch erweitert sich wieder und saugt so Tinte an. Diese Technik war wohl in den 1920er bis 30er Jahren Standard.

So einen Schlauch wird man nicht ersetzen können, ich fülle zu Hause, nach intensiver Amoniak-Reinigung der Teile den Korpus mittels einer Pipette mit blauer Tinte (siehe hier). Ich merke, dass die Tinte bei der Befüllung in die Rückseite durch den Feed direkt herausgedrückt wird, man muß Feder und Feed rausnehmen und von Vorne füllen. Der Korpus ist, nachdem ich die hintere Abdeckkappe mit Silikonpaste beschmiert habe, dicht, allerdings weiß ich noch nicht, ob beim Transport nicht Tinte in die Verschlußkappe läuft. Ich probiere den Stift zunächst mit meinem üblichen ‘Selbsttest’ aus.

At the flea market at Fehrbelliner Platz I find this fountain pen. To justify its price – 20€ – the seller highlights the 14k gold nib. I ask, if it works, he affirms not very convincingly (I learned, that refurbished historical piston pens usually got a three-digit prize). I start to understand, that the gold share of a nib is not some poser-stuff (as I used to presume), but provides flexibility and softness. The seller provides a bottle of ink, and I dip and test. I buy it just for that nib.

I sit on a table at nearby Parkcafe and assemble it – where I expect the piston mechanics I find some peculiar peace of spring steel and a pushbutton. I remove that stuff, clean feed and nib, fill the corpus with an syringe from the back and draw it, including its ‘guts’ – some black shreds are already blowning in the wind. I write ‘Kolbenmechanik’ (piston mechanics) – at home I learn, it is a pushbutton system. The spring steel pushes a rubber hose (those black shreds, I guess), this expands again and pulls ink. This seamed to be standard in the 1920ties to 30ties.

The hose will not be replaceable, at home I clean all parts intensly with ammonia and fill in blue ink with an eyedropper. I learn that when filling from the back ink is directly pushed out through the feed – I need to remove nib and feed and fill it fron the front. The corpus is tight, after I treated the thread of the backcover with silicon grease. I run my usual selftest:

 

Comments

4 responses to “Osmia 222 M”

  1. Uwe Avatar
    Uwe

    Tolle Geschichte und interessantes Selbstportrait…

    1. rolf Avatar

      Danke! – hab den Füller heute Nachmittag schon im ‘U-Bahn-Einsatz’ benutzt, scheint tatsächlich zu funktionieren:)

  2. Alex Avatar
    Alex

    Hallo die Schlaeuche scheint man doch selber ersetzen zu koennen -ink. bladder oder ink sac repair fountain pen googlen. Ich liebe ihre Seite 🙂 gruss Alex

    1. rolf Avatar

      Danke! Ja, scheint tatsächlich zu gehen, klasse Tip! – Ich bleibe trotzdem bei meiner Handbefüllung …

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