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Nach den Rechten schauen



’Nach den Rechten schauen’ war das Motto einer antifaschistischen Demonstration in Marzahn-Hellersdorf am Samstagnachmittag, 6. Juli. Die Antifa Marzahn-Hellersdorf hat aufgerufen, um sich gegen Angriffe und Einschüchterungsversuche gegen linke, feministische und queere Projekte durch die Neonazi-Partei ‘der III. Weg’ zu wehren, die hier im östlichen Randbezirk sehr präsent ist.

Die Demonstration beginnt am S-Bahnhof Kaulsdorf. Einige 100 Demonstrierende und eine recht große Zahl Polizist:innen versammeln sich auf dem kleinen Platz vor dem Bahnhof. Die Veranstalter erklären den Demonstrationsanlass unter anderem mit Beispielen von konkreten Angriffen und Bedrohungen auf das Veranstaltungsprojekt ‘la Casa’ durch Rechte. Auch gegen die hier im Wahlbezirk besonders starke und besonders rechte AfD wird demonstriert.

Auf der Anfangskundgebung kursiert bereits als Gerücht, was nach der Demo berichtet wurde: Schon vor dem Beginn der Demo ist eine Gruppe Demonstranten, die sich zur sicheren Anreise am Ostkreuz trafen, von 15 bis 20 Personen angegriffen und mit Schlagstöcken und Pfefferspray teilweise schwer verletzt worden. Die Angreifer sind nach der Tat geflohen und wurden z.T als Mitglieder der ‘NRJ’, der Jugendorganisation des ‘III.Weg’ identifiziert. Hier berichtet die taz über den Angriff.

Schon am Start beginnt es zu regnen, der Demonstrationszug zieht los, durch die Straßen Richtung Hellersdorf. Die ‘Omas gegen Rechts’ sind dabei und haben alle weiße Regenschirme mit Gruppen-Branding. Zuschauer reagieren unterschiedlich, manche wütend und ablehnend, manche zustimmend (z.B. winkt ein Mann in einem Kebap-Laden auf einem Kaufhausparkplatz sehr agitiert), viele neutral zuschauend. Die Menschen im Demonstrationszug reagieren unterschiedlich, geben Contra oder laden zur Teilnahme ein.

Einmal sehe ich zwei junge Männer, die den Demonstrationszug filmen. In Berichten nach der Demo werden sie als lokale Rechtsradikale identifiziert.

Unterwegs und an organisationsbedingten Zwischenstopps gibt es Reden. Eine Rednerin von ‘Jugend Antifa Platte’ berichtet von Einschüchterungen und Flyer Verteilungen durch Rechte an örtlichen Schulen, von Gewaltdrohungen auf zivile Freiräume und Menschen, ein Redner erinnert an die Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und den Schwur von Buchenwald, es wird an die rechtswidrige Auslieferung von Maja T. nach Ungarn erinnert und eine Rednerin beschreibt detailreich die Rolle der Frauen und des Frauenbildes in der rechten Propaganda und schließt mit ‘Alerta, Alerta, Antisexismo’.

Am U-Bahnhof Hellersdorf endet die Veranstaltung. 200 hauptsächlich hier lebende Menschen traten, neben dem generellen Aufstehen gegen rechte Parteien und Politik, konkret für die Sicherheit von Freiräumen und Menschen vor Ort ein. Bei den Demos gegen die AfD und rechte Gruppen vor einigen Wochen kamen in Berlin Zehntausende zusammen – das hat Mut gemacht. Die dort demonstrierte Solidarität auch mit Füßen in die nur 45 U-Bahnminuten vom Stadtzentrum entfernten ‘Randbezirke’ zu tragen, ist der nächste Schritt.

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