über grauwasser
In der Gebäudetechnik ist ‘Grauwasser’ zwar verschmutztes, aber doch für bestimmte Zwecke noch brauchbares Wasser. Ich zeichne mit Pinsel und (wasserverdünnter) Tusche Berliner Gewässer. Der Begriff “grauwasser” hat sich als Arbeistitel für dieses Projekt aufgedrängr und hält sich hartnäckig.
Diese Zeichnungen mache ich seit Oktober 2019. Ich beschränke mich auf die schiffbaren Berliner Gewässer, das Netz von Wasserstraßen, das über Havel und Elbe, mit der Nordsee, und über Kanäle und Oder mit der Ostsee verbunden ist.
Natürliche Seen und Flussläufe wechseln mit Kanälen, begradigten Wasserläufen ab. Häfen, Schleusen, Kraftwerke und Industrieanlagen sind neben Waldstücken, Schrebergärten, Friedhöfen, Uferpromenaden, Biergärten und Wohnsiedlungen. Oft werden die selben Gewässern sowohl von industrieller Schifffahrt als auch Wassersportbooten – luxuriöse Binnenyachten, Hausbooten, kleinen Segelbooten und Jollen, Kajaks, Ruderbooten, Schlauchbooten und SUPs genutzt. Ich selbst habe einen Faltboot-Kajak, von dem aus ich manchmal auch zeichne.
Meine Ausflüge an die Ufer dieses Wassernetzes sind kleine Reisen. Obwohl sie mich nur zwischen einem halben und 20 km von meiner Wohnung weg führen, erschließen sie eine andere Schicht meiner Stadt, die ich in meinem Alltag kaum bemerke. Industrie, die uns mit Energie versorgt, Müll verarbeitet, Baustoffe bereitstellt und andere Güter herstellt, ist von den festen Straßen der Stadt eher von ferne sichtbar und nur für die erreichbar, die dort zu tun haben. Vom Wasser prägt sie ganze Uferzonen, von dort sind Blicke in die Infrastrukturen hinein möglich. Oft nur ein paar Meter weiter, wirken bewachsene Ufer in einer Art ländlich, die man in der Großstadt sonst nicht erlebt. Manchmal ist ein einfacher Blick über die Wasserflächen zwischen Spuntwänden ein Naturerlebnis.
Ich versuche, über das ganze städtische Wassernetz verteilt Uferblicke zu zeichnen. Auf jedem Ausflug in bekannte oder unbekannte Stadtteile, entdecke ich neben den schließlich gezeichneten Orten mehrere neue, die sich lohnen würden. Das Projekt kann ewig weitergehen. Bis ich eine Präsentationsform gefunden habe, sammele ich die Bilder hier.
Ich denke über ein Buch und eine Ausstellung nach – notwendigerweise mir einem Zwischenstand des Projekts, das, wie oben erklärt, wohl nicht enden wird. Ich bin offen für Ideen zur Veröffentlichung oder Ausstellungsorten – mail@rolfschroeter. com
on greywaters
In building services engineering, ‘grey water’ is water that is contaminated but can still be used for certain purposes. I draw Berlin waters with a brush and (water-diluted) ink. The term “grey water” has imposed itself as a title for this project and persists.
I have been making these drawings since October 2019, focussing on navigable waters, the network of Berlin waterways that are connected with the North Sea via the Havel and Elbe rivers, and with the Baltic Sea via canals and the river Oder.
Natural lakes and rivers alternate with canals and straightened waterways. Harbours, locks, power stations and industrial plants are next to woodland, allotments, cemeteries, riverside promenades, beer gardens and housing estates. The same waters are often used by both industrial shipping and water sports boats – luxury inland yachts, houseboats, small sailing boats and dinghies, kayaks, rowing boats, inflatable boats and SUPs. I myself have a folding kayak from which I sometimes draw.
My trips to the shores of this network of waters are small journeys. Although they only take me between half a kilometre and 20 kilometres away from my home, they open up another layer of my city that I hardly notice in my everyday life. Industry, which supplies us with energy, processes waste, provides building materials and produces other goods, is visible from a distance from the city’s permanent roads and is only accessible to those who work there. From the water, it characterises entire shoreline zones, views into the industrial infrastructure are possible. Often just a few metres away, overgrown banks have a rural feel that you don’t normally experience in the city. Sometimes a simple look across the water between the sheet piled banks is an experience of nature.
I try to draw views of the riverbanks across the entire urban water network. On each excursion to familiar or unfamiliar neighbourhoods, I discover several new places that would be worthwhile in addition to the ones I have finally drawn. The project could go on forever. Until I have found a form of presentation, I collect the pictures here.
I am thinking about a book and an exhibition – necessarily with an interim status of the project, which, as explained above, will probably not end. I am open to ideas for publication or exhibition venues – mail@rolfschroeter.com