rolf schröter |

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bilder und worte von orten
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  • Reichpietschufer

    Am Reichpietschufer steht an der ‘George C. Marshallbrücke’ der ‘Debis Tower’ (jetzt Atrium Tower). Ich bin direkt gegenüber vom Schöneberger Ufer runter an den Landwehrkanal geklettert.
    Der Kanal ist hier mit hohen Ufermauern eingefasst und von den beidseitig verlaufenden Straßen aus kaum sichtbar. Ich sehe von den vielen vorbeifahrenden Autos unten vom Ufer nur die Dächer und höre Blesshuhn-Rufe zum Autoverkehr.

    The ‘Debis Tower’ (now the Atrium Tower) stands on the Reichpietschufer at the ‘George C. Marshallbrücke’. I climbed down to the Landwehr Canal directly opposite the Schöneberger Ufer.
    The canal is surrounded by high embankment walls and is barely visible from the roads on either side. I can only see the roofs of the many cars driving past from the bank below and hear coots calling over the traffic noise.


  • Nach den Rechten schauen

    ’Nach den Rechten schauen’ war das Motto einer antifaschistischen Demonstration in Marzahn-Hellersdorf am Samstagnachmittag, 6. Juli. Die Antifa Marzahn-Hellersdorf hat aufgerufen, um sich gegen Angriffe und Einschüchterungsversuche gegen linke, feministische und queere Projekte durch die Neonazi-Partei ‘der III. Weg’ zu wehren, die hier im östlichen Randbezirk sehr präsent ist.

    Die Demonstration beginnt am S-Bahnhof Kaulsdorf. Einige 100 Demonstrierende und eine recht große Zahl Polizist:innen versammeln sich auf dem kleinen Platz vor dem Bahnhof. Die Veranstalter erklären den Demonstrationsanlass unter anderem mit Beispielen von konkreten Angriffen und Bedrohungen auf das Veranstaltungsprojekt ‘la Casa’ durch Rechte. Auch gegen die hier im Wahlbezirk besonders starke und besonders rechte AfD wird demonstriert.

    Auf der Anfangskundgebung kursiert bereits als Gerücht, was nach der Demo berichtet wurde: Schon vor dem Beginn der Demo ist eine Gruppe Demonstranten, die sich zur sicheren Anreise am Ostkreuz trafen, von 15 bis 20 Personen angegriffen und mit Schlagstöcken und Pfefferspray teilweise schwer verletzt worden. Die Angreifer sind nach der Tat geflohen und wurden z.T als Mitglieder der ‘NRJ’, der Jugendorganisation des ‘III.Weg’ identifiziert. Hier berichtet die taz über den Angriff.

    Schon am Start beginnt es zu regnen, der Demonstrationszug zieht los, durch die Straßen Richtung Hellersdorf. Die ‘Omas gegen Rechts’ sind dabei und haben alle weiße Regenschirme mit Gruppen-Branding. Zuschauer reagieren unterschiedlich, manche wütend und ablehnend, manche zustimmend (z.B. winkt ein Mann in einem Kebap-Laden auf einem Kaufhausparkplatz sehr agitiert), viele neutral zuschauend. Die Menschen im Demonstrationszug reagieren unterschiedlich, geben Contra oder laden zur Teilnahme ein.

    Einmal sehe ich zwei junge Männer, die den Demonstrationszug filmen. In Berichten nach der Demo werden sie als lokale Rechtsradikale identifiziert.

    Unterwegs und an organisationsbedingten Zwischenstopps gibt es Reden. Eine Rednerin von ‘Jugend Antifa Platte’ berichtet von Einschüchterungen und Flyer Verteilungen durch Rechte an örtlichen Schulen, von Gewaltdrohungen auf zivile Freiräume und Menschen, ein Redner erinnert an die Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und den Schwur von Buchenwald, es wird an die rechtswidrige Auslieferung von Maja T. nach Ungarn erinnert und eine Rednerin beschreibt detailreich die Rolle der Frauen und des Frauenbildes in der rechten Propaganda und schließt mit ‘Alerta, Alerta, Antisexismo’.

    Am U-Bahnhof Hellersdorf endet die Veranstaltung. 200 hauptsächlich hier lebende Menschen traten, neben dem generellen Aufstehen gegen rechte Parteien und Politik, konkret für die Sicherheit von Freiräumen und Menschen vor Ort ein. Bei den Demos gegen die AfD und rechte Gruppen vor einigen Wochen kamen in Berlin Zehntausende zusammen – das hat Mut gemacht. Die dort demonstrierte Solidarität auch mit Füßen in die nur 45 U-Bahnminuten vom Stadtzentrum entfernten ‘Randbezirke’ zu tragen, ist der nächste Schritt.


  • CZE : TUR

    Vor dem Imbiss an der Ostpreußenbrücke steht ein Fernseher. Der Imbiss ist mit Flaggen in üblicher Fussballturnier-Qualität geschmückt. Der Hocker, auf dem der Fernseher steht, ist allerdings mit einer hochwertigen Türkischen Flagge aus einem rot schimmernden Satin Stoff bekleidet.

    Am Tisch direkt neben dem Fernseher sitzt die Familie des Imbiss-Eigners – zumindest erkenne ich seine Frau und seinen Sohn, er selbst ist im Bild 1 ganz rechts im schwarzen Polohemd. Der Herr im Türkischen Trikot direkt neben ihm sieht ihm ein bisschen ähnlich.

    Es wird das Spiel der Tschechischen gegen die Türkische Mannschaft gezeigt. Die Kommentatoren berichten, dass es um den Einzug ins Achtelfinale gehe.

    Die Leute am Tisch neben dem Fernseher und das Personal folgen dem Spiel eindeutig parteiisch. Dabei wird der Imbiss weiter mit dem gewohnten Engagement betrieben, auch der Chef erlaubt es sich nur gelegentlich, bei der Familie zu sitzen, ansonsten versorgt auch er seine Gäste.

    There is a television in front of the snack bar on the Ostpreußenbrücke. The snack bar is decorated with flags of the usual football tournament quality. However, the stool on which the television stands is covered with a high-quality Turkish flag made from a shimmering red satin fabric.

    The snack bar owner’s family is sitting at the table right next to the TV – at least I recognise his wife and son, he himself is on the far right in the black polo shirt in picture 1. The gentleman in the Turkish jersey next to him looks a bit like him.

    The match between the Czech and Turkish teams is being shown. The commentators tell us that the game is about reaching the round of 16.

    The people at the table next to the TV and the staff are clearly following the game with partiality. The snack bar continues to be run with the usual dedication, even the chef only occasionally allows himself to sit with the family, otherwise he also looks after his guests.

    Von denen verfolgen viele ebenfalls interessiert das Spiel, aber ohne große Leidenschaft. Einige eigentlich durch sportliche Kleidung als fussballaffin markierte Menschen schauen nicht mal hin.

    Am Ende siegt die Türkische Mannschaft – “Oley Türkye” ruft der Mann am Kebap-Messer. 

    Many of them also follow the game with interest, but without great passion. Some people who are actually marked as football fans by their sportive clothes don’t even watch.

    In the end, the Turkish team wins – “Oley Türkye” shouts the man with the kebab knife. 


  • Chioggia

    Wir verbringen drei Tage in Chioggia in der Lagune von Venedig. An zwei der Tage fahren wir mit Boot und Bus (Vaporetto Linie 11) zur Stadtbesichtigung und Biennale-Besuch nach Venedig.
    In Chioggia ist die Fischerei sehr gegenwärtig. Am mittleren, schmalsten der drei die Altstadt durchteilenden Kanäle, dem Canale della Vena, sind nur kleine offene Boote. Der Kanal ist schmal und die vielen Brücken sind niedrig. Direkt am Kanal liegt der in einer festen Zeltstruktur einem historischen Gebäude vorgelagert der Mercato del Pesce – der Fischmarkt.

    We spend three days in Chioggia in the Venice lagoon. On two of the days we travel by boat and bus (vaporetto line 11) to Venice for a tour of the city and a visit to the Biennale.
    Fishing is very much alive in Chioggia. There are only small open boats on the middle, narrowest of the three canals that run through the historic centre, the Canale della Vena. The canal is narrow and the many bridges are low. The Mercato del Pesce – the fish market – is located directly on the canal in a permanent tent structure in front of a historic building.

    Ich stehe früh auf und gehe dorthin. Erst sind hauptsächlich die Händler da. Ich stelle mich an den hinteren Stand, wo gerade Tintenfische geputzt werden.

    I get up early and go to the fish market. At first it’s mainly the fish mongers. I go to the stall at the back where they are cleaning squid.

    Längs des östlichen Kanales, dem Canale San Domenico, liegen auf der ganzen Länge Fischerboote an der Kaimauer, große Maschinen, der Name eines Schiffes, “Predatore” – Raubtier – beschreibt ihren Zweck.
    Abgesehen von der modernen Elektronik an den niedrigen Masten, dem Radar und den schnurrhaartartigen Antennen, sieht die Mechanik roh und stark abgenutzt und komplex aus – wir Touristen können über die genauen Funktionen nur rätseln, sind aber von ihrer Aura der Authentizität fasziniert.
    Diese Aura erstreckt sich auch auf die Restaurants, wo unsere größte Befürchtung ist, dass der servierte Fisch nicht aus der Region stammen, sondern importiert sein könnte, während uns weniger schert, dass das Mittelmeer stark überfischt ist und die Fangbeschränkungen für gefährdete Arten regelmäßig hinter den wissenschaftlichen Empfehlungen zum Erhalt der Bestände zurückbleiben, was auf eine effiziente Lobbyarbeit zurückzuführen ist (die sich diese Aura der Authentizität und das Image der ‘hart und ehrlich arbeitenden Männer’ zunutze macht, das der Industrie anhaftet).

    Along the entire length of the eastern canal, the Canale San Domenico, fishing boats are moored at the quay wall, large machines, the name of one ship, “Predatore” – predator – describes their purpose.
    Apart from the modern electronics on the low masts, the radar and the whisker-like antennas, the mechanics look crude and heavily worn, but complex – we tourists can only guess at their exact functions, but are fascinated by their aura of authenticity.
    This aura also extends to the restaurants, where our greatest fear is that the fish served might not be local but imported, while we care less that the Mediterranean is heavily overfished and catch quotas for endangered species regularly fall short of scientific recommendations to conserve stocks, thanks to effective lobbying (which capitalises on this aura of authenticity and the ‘hard and honest working man’ image attached to the industry).

    Am westlichen Canale Lombardo liegen diese Boote zum Sammeln von Vongole (gerillten Teppichmuscheln).
    Ich weiß nicht, wie diese Mechanik funktioniert, aber ich vermute, dass sie irgendwie zum Abschaben des Grundes und Aussieben der Muscheln dient.
    Ich habe einige dieser Boote in der Nähe der Küste in der Lagune schwimmen sehen.

    These boats for collecting vongole (grooved carpet mussels) are moored on the western Canale Lombardo.
    I don’t know how this mechanism works, but I suspect that it is somehow used to scrape the bottom and sift out the mussels.
    I have seen some of these boats floating in the lagoon near the coast.

    An unserem letzten Tag in Chioggia haben wir einmal sehr gut gekochten Fisch in einer Trattoria am Canale della Vena gegessen, bevor wir zurück nach Berlin fahren.

    On our last day in Chioggia, we ate some very well cooked fish in a trattoria on the Canale della Vena before travelling back to Berlin the next day.


  • Julische Alpen

    Anfang Juni fahren wir in den Urlaub, zuerst nach Slovenien, in die julischen Alpen.

    We go on holiday at the beginning of June, first to Slovenia, to the Julian Alps.

    Zuerst sind wir in Bled. Nach einem ersten Spaziergang um den Bleder See, inkl. einer Ruderbootfahrt zur Insel mit der Marienkirche, sitze ich vor der St. Martinskirche und schaue Richtung des Felsens unter der Burg. Während ich die Kastanie auf dem Platz zeichne, beginnt es zu heftig regnen und ich beende die Zeichnung hektisch und mit kleineren Unfällen.

    First we are in Bled. After a first walk around Lake Bled, including a rowing boat trip to the island with St Mary’s Church, I sit in front of St Martin’s Church and look towards the rock under the castle. While I’m drawing the chestnut tree on the square, it starts to rain heavily and I finish the drawing frantically and with minor accidents.

    Nachdem wir am folgenden Tag noch einmal um den See gelaufen sind, wieder im Regen und diesmal die Strecke von Hügel zu Hügel, besuchen wir die Burg und gucken von dort noch einmal auf den See. Über den Hügeln hängen tiefe Wolken. Auf dem See sieht man die Bojen die die Ruder-Wettkampf-Strecke markieren.
    Dann geht es weiter zur Soča.

    After walking around the lake again the following day, again in the rain and this time from hill to hill, we visit the castle and take another look at the lake from there. Low clouds hang over the hills. On the lake you can see the buoys marking the rowing competition course.
    Then we continue to river Soča.

    In Nominj verpassen wir knapp unseren Anschluss und stehen erst etwas verwirrt an der Straße, an der wir den Bus verlassen haben, bis wir in dem unbeschrifteten und bewohnten Gebäude auf der anderen Straßenseite den Bahnhof erkennen, an dem ein einziges Gleis vorbeiführt – Teil der ab 1901 gebauten und immer noch genutzten Bahnstrecke am südlichen Rand der Julischen Alpen, wie wir erst später erkennen. Der pendelnde Zug passiert den Bahnhof erst in Gegenrichtung, nach zwei Stunden können wir weiter fahren, über Most na Soča nach Tolmin.

    In Nominj, we just miss our connection and are a little confused at first, standing on the street where we left the bus, until we recognise the station in the unmarked and inhabited building on the other side of the street, past which a single track runs – part of the railway line built from 1901 and still in use on the southern edge of the Julian Alps, as we only realise later. The swing train passes the station in the opposite direction after one our, and after two hours we can continue our journey via Most na Soča to Tolmin.

    Wir erreichen den Busbahnhof von Tolmin. Von hier werden in den nächsten Tagen viele unserer Ausflüge beginnen. Dabei ist die schwierigste Herausforderung, die geeigneten Verbindungen zu finden (auch die Verbindungen an sich könnten besser sein, man kann aber doch vieles ohne eigenes Fahrzeug erreichen). Es gibt leider ausser Google Maps kein Portal, dass die Angebote der beiden Busunternehmen, Arriva und Nomago, und der Eisenbahn koordiniert, auch Kartenverkäufer Busfahrer und Tourismusbüromitarbeitende können keine verlässlichen Auskünfte geben. Letztere verweisen auf die schönen und ansonsten gut gemachten Slovenischen Tourismusbroschüren und Portale. Hier enden aber alle bereitgestellten Links in der Rubrik ‘Green Traveling’ entweder auf Seiten von Projekten mit sehr zukünftigen Ankunftsdaten oder gleich in Fehlermeldungen. Dank Google und freundlichen Menschen kommen wir trotzdem immer ans Ziel.
    Unsere Reiseform scheint eine exotische Ausnahme zu sein. Ein Taxifahrer, bei dem wir einen teuren Transfer gebucht hatten, um trotz schlecht koordinierter Busverbindung eine Wanderung an der oberen Soča durchführen zu können, fragt verwirrt, warum wir denn unser Auto stehen gelassen hätten. Dass Menschen ohne eigenes Fahrzeug in den Urlaub fahren könnten, kam ihm nicht in den Sinn.

    We reach the bus station in Tolmin. Many of our excursions will start from here over the next few days. The most difficult challenge is finding the right connections (the connections themselves could be better, but you can still get to many places without your own vehicle). Unfortunately, apart from Google Maps, there is no portal that coordinates the services of the two bus companies, Arriva and Nomago, and the railway, nor can ticket sellers, bus drivers or tourist office staff provide any reliable information. The latter refer to the beautiful and otherwise well-made Slovenian tourism brochures and portals. Here, however, all the links provided in the ‘Green Travelling’ section either end up on pages of projects with very future arrival dates or in error messages. Nevertheless, thanks to Google and friendly people, we always reach our destination.
    Our form of travelling seems to be an exotic exception. A taxi driver, with whom we had booked an expensive transfer so that we could go on a hike on the upper Soča despite poorly coordinated bus connections, asked confusedly why we had left our car behind. It didn’t occur to him that people could go on holiday without their own vehicle.


    Unsere Unterkunft ist nur wenige Meter vom Busbahnhof entfernt, in der historischen Altstadt.

    Our accommodation is just a few metres from the bus station, in the historic old town.

    Auf dem ‘Trg 1. Maja’ steht ein Brunnen. Eine Tafel in der Nähe informiert über die Geschichte der ‘Fontana’. Die Uhr oben wurde ergänzt, als der damals neu eingerichtete Busverkehr hier abfuhr. Jetzt parken hier Autos.

    There is a fountain on Trg 1 Maja. A plaque nearby provides information about the history of the ‘Fontana’. The clock at the top was added when the newly established bus service left here. Cars now park here.

    Von Tolmin gehen wir zu Klamm der Tolminska, einer tief eingeschnittenen Schlucht mit zwei wilden Flüssen, hier mündet die Zadjaščica. Deren Tal laufen wir hinauf, durch grüne Wiesen und zuletzt das bewaldete Tal des Nebenflüsschens Jelovšček. Bevor wir das über eine Holzbrücke queren machen wir am Ufer eine Pause im Regen.
    Ich zeichne unter meinem neuen Regenschirm, ein Tropfen platscht in meinen Tuschenapf und ergänzt einige Tuschespritzer.

    From Tolmin we walk to the Tolminska Gorge, a deep gorge with two wild rivers, where the Zadjaščica flows. We walk up its valley, through green meadows and finally the wooded valley of the Jelovšček tributary. Before crossing it over a wooden bridge, we take a break on the riverbank in the rain.
    I draw under my new umbrella, a drop splashes into my ink pot and adds a few splashes of ink.

    Wir nehmen den Bus nach Kobarid. Dort schau en wir uns das Museum an, das hauptsächlich der Isonzo-Schlacht gewidmet ist. Beeindruckend und deprimierend.
    Nach dem Besuch laufen die Soča hinab, zurück nach Tolmin.

    We take the bus to Kobarid. There we visit the museum, which is mainly dedicated to the Battle of Isonzo. Impressive and depressing.
    After the visit, we walk down the Soča back to Tolmin.

    Neben unserer Unterkunt ist die ‘M’ Bar. Gäste trinken ein bis zwei Getränke, bevor sie gehen und neue kommen.

    Next to our accommodation is the ‘M’ Bar. Guests have a drink or two before they leave and new ones arrive.

    Wir fahren im Personenwagon des Autoreisezuges nach Bohinjska Bristica. Ab Podbrdu führt die Strecke durch einen Tunnel, der erst kurz vor Bristica endet, der 1901 gebaute und gut 6km lange Bohinjski predor. Von Bohinjska Bristica gehen wir die achte Etappe des Julian trail, die über die Berge, die das Tal der Sava Bohinj von dem der Bača trennen, zurück nach Podbrdu führt. Auf dem Abstieg machen wir eine Pause in Bača pri Podbrdu. Ich sitze auf der Bank vor der Mauer um die kleine Kirche und schaue zurück zum Pass und dem Gipfel des Šavic.

    We travel to Bohinjska Bristica in the passenger coach of the motorail train. From Podbrdu, the route leads through a tunnel that ends just before Bristica, the Bohinjski predor, built in 1901 and a good 6 kilometres long. From Bohinjska Bristica, we take the eighth stage of the Julian Trail, which leads over the mountains that separate the Sava Bohinj valley from the Bača valley back to Podbrdu. On the descent, we take a break in Bača pri Podbrdu. I sit on the bench in front of the wall around the small church and look back to the pass and the summit of Šavic.

    Am folgenden Tag laufen wir nocheinmal die Soča von Trenta nach Bovic hinunter – ohne zu zeichnen -und nehmen am nächsten Tag einen Zug nach Italien.

    The following day we walk down the Soča from Trenta to Bovic again – without drawing – and take a train to Italy the next day.


  • Wicken | Pfingstrosen, Rittersporn

    Wicken und Wein (El Cartuxa aus dem Alentejo) | Vetches and Wine (El Cartuxa from Alentejo)

    Verblühende Pfingstrosen und Wicken | Fading Peonies and delphiniums

    Die Blumen sind beim Weinkauf erhaltene Geschenke des Wein- und Blumenhändlers meines Vertrauens, Amelia in der Knobelsdorffstraße in Charlottenburg. | The flowers are gifts received when buying wine from my favourite wine and flower shop, Amelia in Knobelsdorffstraße in Berlin-Charlottenburg.


  • Residenzstraße

    Sonntag nachmittags sitze ich auf dem Mittelstreifen der Residenzstraße. Gegenüber ist die Cafe Bar 54. Zuerst kommt der Besitzer des Motorrads davor rüber und guckt. Natürlich will er wissen, warum ich sein Motorrad zeichne – mit meinen notgedrungen vagen Erklärungen ist er zufrieden, er habe Zeit, ich soll winken, wenn ich seine Honda fertig gemalt habe. Als ich das mache, setzt er sein Auto auf den Platz der Honda, bevor er mit der wegfährt. Vorher hat er erklärt, dass die eigentlich immer da stehe, jetzt weiss ich, wir er das hinkriegt.
    Irgendwann kommt auch der Wirt gucken, verschwindet aber schnell wieder.
    Neben dem ‘Cafe’ ist noch das ‘Cafe am Park’ und die ‘Melodi Bar’. Durch einen Durchgang auf der anderen Straßenseite erreicht man tatsächlich den Park am Schäfersee, von dem man hier an der vierspurigen Straße aber nichts spürt. Zumindest sind die drei Läden abends auf der Sonnenseite.
    Jetzt sitze ich vor der Bar 54. Drinnen sind Spielautomaten und eine große Yuka-Palme. Draussen Plexiglasscheiben mit floralem Muster auf den Tischen.

    On sunday afternoon I’m sitting on the central strip of Residenzstraße. Opposite is Cafe Bar 54, and the owner of the motorbike in front of it comes over to have a look. Of course he wants to know why I’m drawing his motorbike – he’s satisfied with my necessarily vague explanations, he has time, I should wave when I’ve finished drawing his Honda. As I do so, he parks his car in the Honda’s spot before driving off with it. He had previously explained that it was always there, but now I know how he manages it.
    At some point, the landlord comes over to have a look, but quickly disappears again.
    Next to the ‘Cafe’ is the ‘Cafe am Park’ and the ‘Melodi Bar’. Through a passageway on the other side of the road, you can actually reach the park by the Schäfersee, but you can’t feel anything of it here on the four-lane road. At least the three places are on the sunny side in the evening.
    Now I’m sitting in front of Bar 54, inside there are slot machines and a large yuka palm tree. Plexiglass panes with a floral pattern on the tables outside.


  • Osloer Flohmarkt

    [English below]
    Der ‘Osloer Flohmarkt’ ist heute das letzte mal in der Markstr. 44. Auf einem Schild am Zaun werden neue Standorte bekanntgegeben. Den Namen scheint er auch zu diesem unbefestigten Parkplatz mitgenommen zu haben, die Osloer Straße verläuft einen knappen Kilometer südlich.
    Im Internet finde ich den Namen nicht, zu den ‘10 schönsten Flohmäkten Berlins’ scheint er nicht gezählt zu werden. In der prallen Sonne wird Hausrat, Werkzeug und vor allem Kleidung angeboten.
    Ich beginne meine Zeichnung mit einem Kinderwagen hinter einem Kleidungstisch. Der bärtige Mann in der Mitte begutachtet den erst alleine, holt dann seine Familie und zieht nach kurzer Preisverhandlung mit dem Wagen ab.
    Der Stand erstreckt sich bis in die an dieser Seite offenen alten Garagen. Meist weibliche Kunden suchen und finden Kleidung. Die Frau im karierten Hemd scheint mehrere Stände im Auge zu haben, lässt alle in Ruhe wühlen und erscheint zuverlässig immer dann, wenn es etwas zu kassieren gibt.
    Überhaupt geben sich die Betreiber immer nur zu erkennen, wenn was zu regeln ist, Kaufabwicklungen oder wenn unbefugt Abfall auf einer kleinen Halde hinten am Parkplatz abgeladen wird. An mir gehen sie ab und zu dicht vorbei und schauen im Vorbeigehen auf mein Gepinsel, offenbar kein Handlungsbedarf, ich werde von niemandem angesprochen.
    Preise sind meist einstellig, zum Schluss um 14:00 ‘jedes Teil ein Euro, egal was’. Leider nichts passendes nach meinem Geschmack dabei. Ich verlasse den Platz, als Lieferwagen reingefahren und Waren in Bananenkisten verpackt werden.

    The ‘Osloer Flohmarkt’ is at Markstr. 44 for the last time today. A sign on the fence announces new locations. It seems to have taken the name with it to this unpaved car park, Osloer Straße runs just under a kilometre to the south.
    I can’t find the name on the internet and it doesn’t seem to be one of the ’10 most beautiful flea markets in Berlin’. In the blazing sun, household goods, tools and, above all, clothes are on sale.
    I first draw a pram behind a clothing table, the bearded man in the centre first examines it alone, then fetches his family and leaves with the pram after a short price negotiation.
    The stall extends into the old garages open on this side. Mostly female customers are looking for and finding clothes. The woman in the chequered shirt seems to keep an eye on several stalls, lets everyone rummage around in peace and reliably appears whenever there is something to collect.
    In general, the operators only ever make themselves known when something needs to be sorted out, purchase transactions or when unauthorised waste is dumped on a small heap at the back of the car park. From time to time they pass me closely and look at my scrawl, obviously no need for action, I am not approached by anyone.
    Prices are usually in single figures, at the end at 14:00 ‘every item is one euro, no matter what’. Unfortunately, nothing to my taste and size. I leave the car park as delivery vans drive in and goods are packed into banana crates.


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